Huhu ^^
Ich habe mir mal die Zeit damit vertrieben, mit dem Schema einer Sage eine Geschichte zu schreiben, die ihr euren kleinen Geschwistern als Gutenachtgeschichte vorlesen könnt (muhahaha ^^).
Die Sage vom Jungen im Düsterwald
Mit einem schaurigen Heulen zog der Wind durch den nachtdunklen Wald und ließ die krummen Bäume ächzen. Kein Mondlicht sickerte durch das dichte Blätterdach auf den schwarzen Waldboden, nicht der hellste Stern schaffte es, mit seinem Glanz die Dunkelheit des Waldes zu durchbrechen. Nein, der Wald am Düstermoor lag lichtlos da. Unheimlich still, bis auf das wilde Kreischen des Windes.
Und froh mögen all jene gewesen sein, die in dieser Nacht nicht an der Stelle des jungen Burschen waren, der zitternd vor Angst und mit großen Augen, die in der Finsternis ja doch nichts sahen, im Wald umherirrte. Über jeden Stein stolperte er, in jedem dürren Gezweig eines Strauches verfing er sich und die Bäume schienen mit ihren langen Klauen gierig nach ihm zu greifen. Panisch suchte der arme Junge einen Weg voran, scherte sich nicht um die Dornen, die an Hemd und Hose rissen. Doch seine größte Angst galt nicht der Dunkelheit, nicht den Bäumen und nicht dem Sturm. Auch nicht etwa Dieben und Wegelagerern, nein, die Furcht des Jungen galt dem Wald selbst.
Viele Geschichten hatten die Alten im Dorf erzählt. Von grässlichen Weibern, die sich eine Freude daraus machten, junge Knaben tief in den Wald zu locken, um sie im nahen Moor ertrinken zu sehen und von schrecklichen Hexen, die Wanderer im Wald in die Irre führten.
Ja, davor grauste es dem Jungen.
Doch plötzlich erspähte sein Blick, trotz der anhaltenden Dunkelheit, eine Hütte aus Holz, nicht zehn Schritte von ihm entfernt. Keuchend hielt er inne, den Blick hoffnungsvoll und überrascht auf die Hütte gerichtet. Wollte ihm seine Fantasie nur einen Streich spielen? War die Hütte gar nur Lug und Trug? Oder noch schlimmer: Wollten die alten Hexen ihn um den Verstand bringen?
Verwirrt blinzelte der Knabe, als das flackernde Licht einer Lampe vor der Hütte erschien, dort, wo wohl der Eingang sein musste. Ein Licht im Wald? Sollte dies seine Rettung heißen? Oder doch sein Verderben? Schließlich warnten die Alten im Dorf vor den tückischen Irrlichtern in dunklen Wäldern...
Das Licht bewegte sich ganz langsam auf den Jungen zu, beleuchtete eine lange, knochige Hand, deren lange Finger sich um die Lampe schlossen. Die Finger, einer kleinen, gebückten Gestalt, das Gesicht und der Körper in dunklem, langem Gewand verhüllt.
„Wohin des Weges, zu so später Stund?“, fragte eine raue, rabengleiche Stimme.
Da schlugen sich die Krallen der Angst in des Knaben Herz und er rannte davon, zurück ins Gebüsch, wo der Wind heulte, durch den finsteren Wald und bis zum Moor, das dort still auf ihn lauerte und das er in seinem Schrecken nicht sah.
Es heißt, man habe im Düsterwald nie eine Hütte entdeckt und nie fand man im Moor die Leiche des Jungen. Aber die Alten des Dorfes erzählen sich noch heute, dass in stürmischen Nächten im Wald eine alte Frau umhergeht, die Wanderern mit ihrer Lampe den Weg zum Moor weist, wo der Knabe bis heute keine Ruhe fand.